Concordia – Tödliche Utopie (2024)

Inhalt / Kritik

Als die schwedische Stadt Concordia als Reaktion auf einen Amoklauf entworfen wurde, sollte diese den Menschen ein Leben in Sicherheit garantieren. Die Überwachung ist überall, eine künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass niemandem etwas geschieht. Der Ort sollte die perfekte Stadt sein, mit einem makellosen Gesundheitswesen, Bildung und sauberen Straßen. Umso größer ist der Schock, als der junge Oliver Miller ermordet wird. Wie kann das sein? Und wer sollte ihn töten wollen? Für die Gründerin von Concordia, Juliane Ericksen (Christiane Paul), steht fest, dass der erste Mord in dem 20-jährigen Bestehen gelöst werden muss. Und das sehr schnell, schließlich soll das Konzept demnächst auch bei einer deutschen Stadt angewendet werden. Gemeinsam machen sich die britische Krisenmanagerin Thea Ryan (Ruth Bradley) und Community Officer Isabelle Larsson (Nanna Blondell) auf die Suche nach Antworten – und machen bald schon überraschende Entdeckungen …

Grundsatzfragen treffen auf Science-Fiction

Nach jedem tödlichen Zwischenfall, insbesondere den Terroranschlägen des 11. September 2001, werden Rufe laut, dass es mehr Überwachung braucht, um in Zukunft solche Tragödien zu verhindern. Doch damit einher geht auch die Frage, wie viel wir von unserer Freiheit aufzugeben bereit sind, um die Sicherheit zu erhöhen. Ab wann ist eine Grenze erreicht, dass der Verlust größer ist als das, was wir gewinnen? Concordia – Tödliche Utopie nimmt diese immer wieder getätigte Frage und verbindet sie mit reichlich Science-Fiction-Elementen. Denn in der titelgebenden Stadt erfolgt die Überwachung nicht durch Menschen, die von Natur aus fehlbar sind, sondern eine neutrale, objektive künstliche Intelligenz. Man geht auch mit der Zeit. Das ist eines der beliebtesten Themen des Science-Fiction-Genres geworden, immer wieder gibt es Geschichten, in denen sich eine solche KI selbständig macht – zuletzt etwa in AfrAId, bei dem eine Familie daheim zu Gefangenen wird.

Die Erwartungen sind damit klar: Die Serie wird sowohl die Utopie wie auch das Konzept einer künstlichen Intelligenz kritisieren. Das geschieht aber gar nicht unbedingt, da die Hauptgeschichte der Mordfall ist und damit die Suche nach dem Täter oder der Täterin. Concordia – Tödliche Utopievermischt auf diese Weise Krimi, Thriller und Science-Fiction, nimmt gesellschaftlich relevante Themen, um sie im Rahmen eines Genrebeitrags unterzubringen. Das klang eigentlich ganz gut. Stimmungsvolle Bilder und eine verlässliche Besetzung versprachen einen der interessanteren Titel des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Doch die Vorfreude wird nicht bestätigt, die anfängliche Neugierde macht Ernüchterung Platz, wenn die internationale Coproduktion an zu vielen Stellen einfach nicht liefert und weit unter dem Potenzial bleibt, das dieses Szenario eigentlich mitbringt.

Die Suche nach Spannung

Enttäuschend ist dabei einerseits, dass diese besagten Themen nie vertieft werden. Natürlich schwingt da immer die eingangs genannte Frage nach der Verhältnismäßigkeit bzw. der Balance mit. Umso mehr, da in der Stadt niemand gezwungen ist, ein solches Leben zu führen. Wer diese Überwachung ablehnt, kann zu jeder Zeit ausziehen, ohne negative Konsequenzen. Es ist also eine bewusste Entscheidung. Da würde es sich doch anbieten, sich etwas mehr damit zu beschäftigen, warum die Menschen das tun. Concordia – Tödliche Utopie tut das aber allenfalls bei Ericksen, auf die das Konzept der Stadt zurückgeht. Sie ist nicht die finstere Gegenspielerin, wie man erwarten könnte, sondern scheint wirklich am Wohlergehen der anderen Menschen interessiert zu sein. Das darf es ja auch mal geben zur Abwechslung. Nur bleibt das alles an der Oberfläche. Die Sache mit der künstlichen Intelligenz wirkt eher wie der Versuch, möglichst modern zu sein. Viel zu sagen hat man dazu nicht.

Concordia – Tödliche Utopie lässt aber auch als Thriller zu wünschen übrig. Natürlich ist da die zeitliche Dringlichkeit, wenn rechtzeitig zur Erweiterung nach Deutschland alles geklärt sein muss. Es wird auch nicht bei dieser einen Leiche bleiben, im Laufe der sechs Folgen gesellt sich noch die eine oder andere dazu. Das sind alles Sachen, die für Nervenkitzel sprechen. Und doch wird das nie wirklich spannend. Viel zu oft tritt die Serie auf der Stelle, weil sie sich nicht auf die relevanten Punkte konzentriert, sondern lieber ein wenig Sightseeing betreibt. Zum Teil krankt das hier aber auch am Ensemble und der Synchronisation, die oft seltsam leblos ausfällt. Die Folge: Selbst wenn es zwischendurch richtig gefährlich wird, fühlt man sich kaum dazu bewogen mitzufiebern. Dafür sind einem die Figuren einfach zu egal. Das ist schade, weil hier eigentlich eine vielversprechende Ausgangssituation vorlag. Es ist auch nicht so, als hätte man hier später keine Einfälle mehr gehabt. Da ist schon manche Wendung dabei, die es in sich hat. Es reicht nur nicht, die Serie bleibt irgendwo im Mittelfeld stecken.

Credits

OT: „Concordia“
Land: Deutschland, Frankreich, Japan, Vereinigte Arabische Emirate
Jahr: 2024
Regie: Barbara Eder
Drehbuch: Nicholas Racz, Mike Walden, Isla van Tricht
Musik: Reinhold Heil
Kamera: Dominik Berg
Besetzung: Ruth Bradley, Nanna Blondell, Christiane Paul, Steven Sowah, Ahd Kamel, Hugo Becker, Kento Nakajima, Joséphine Jobert, Karoline Eichhorn, Jonas Nay, Alba Gaïa Bellugi, Maeve Metelka

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