Harem Adventures – The Prince of Persia Ubisoft Doesn’t Want You to Know About (2025)

Lange Zeit ließ sich die Historie der Prince-of-Persia-Reihe in zwei Phasen unterteilen: In die klassische –mit dem Original von 1989 und seiner direkten Fortsetzung von 1993 (sowie natürlich mit deren zahllosen Portierungen). Und in die moderne –mit Ubisofts Sands-of-Time-Trilogie ab 2003, die in einer Verfilmung mit den sie begleitenden Spielen im Jahr 2010 gipfelte. Fast vergessen sind des Prinzen (recht misslungener) Erstausflug in dreidimensionale Gefilde aus dem Jahr 1999 („Prince of Persia 3D“) und der buchstäblich malerische Serien-Reboot von 2008. Zu guter Letzt dürfte auch das jüngste „Prince of Persia: The Lost Crown“ (2024) über Fußnotenstatus kaum hinauskommen, seinem kommerziellen Misserfolg sei Dank.

Kleine Prinzen

Neben den Genannten gibt es aber auch Prinzenabenteuer, die sich über ein Auftauchen in einer Fußnote wohl schon glücklich schätzen würden. Das Rundentaktikspiel „Battles of Prince of Persia“ wäre da zu nennen, das genau wie „The Fallen King“ –ein Spin-off zum 2008er Reboot –für den Nintendo DS veröffentlicht wurde. Doch selbst diese unscheinbaren Ableger bringen es immerhin noch auf eigene Einträge in der Wikipedia. Fast ganz vom Sand der Zeit verweht sind diezahlreichen 2D-Aufritte, die des Prinzen fulminante Transition in die dritte Dimension begleiteten, und die zwar die Namen ihrer polygonalen Brüder tragen, jedoch zwangsläufig ganz andere Spielerfahrungen bieten: So ist etwa die Game-Boy-Advance-Fassung von The Sands of Time ein rätsellastiger und sehr hübsch anzuschauender Sidescroller, der sogar einige Wochen vor den Heimkonsolen-Versionen in die Läden kam. Die weiteren Teile der Trilogie blieben dem GBA seltsamerweise fern, allerdings machteder Prinz auf den Mobiltelefonen der Prä-Smartphone-Ära von sich reden:The Sands of Time, Warrior Within, The Two Thrones, The Forgotten Sands und sogar der 2008er Reboot; sie alle bekamen von Gameloft –diesen Namen gerne schon mal merken –Mobiltelefon-Adaptionen auf Java-Basis spendiert.

Doch auch diese Adaptionen sind nicht das, worauf ich hier und heute hinauswill. Ihnen voraus ging 2002 ein anderes kleines 2D-Abenteuer für Mobiltelefone – eine ganz eigenständige Episode in diesem Fall allerdings, die zwischen den Stühlen bzw. den Epochen steht und, obwohl sie der klassischen Phase konzeptionell näher ist, doch der Ära Ubisoft zugerechnet werden sollte. Ein Spiel mit einem „sexy“Twist und dem verheißungsvollen Titel: Prince of Persia –Harem Adventures.

Liebesgrüße aus Persien

Die Antwort auf die möglicherweise dringlichste Frage vorweg: Ja, das Spiel hat tatsächlich einen (soft-)erotischen Anstrich, aber dazu weiter unten mehr. Nachdem das nun geklärt ist, stellt sich jedoch umso mehr die Frage: Wie kam es denn nun zu diesem Ableger, der mit seiner anzüglichen Rahmung doch eigentlich so gar nicht zu den Visionen von Ubisoft und Prince-of-Persia-Schöpfer Jordan Mechner passen möchte?

Leichterhand könnte man vermuten, dass Harem Adventures ein Relikt aus jener dunklen Ära sei, als die Marke Prince of Persia ihren alten Glanz verloren hatte. Könnte es vielleicht sein, dass einfinanziell bedürftiger Lizenzinhaber, nachdem es mit Prince of Persia 3D nicht so dolle lief, den einstmals klangvollen Namen für irgendwelche semi-erotischen Handyspielchen verramscht hatte, noch bevor ein Weißer Ritter in Gestalt von Ubisoft auftauchte und den Königssohn zurück auf den Pfad der Tugend brachte? Oder haben wir es gar mit einem unverfrorenen Trittbrettfahrer zu tun, der unter windigen Umständen an die Mobiltelefon-Lizenz der Marke gekommen war und nun, als Ubisofts royale Wiederbelebung sich am Horizont abzeichnete, noch schnell selbst eine Interpretation unters wachsende Volk der Mobilspieler brachte?

Nichts dergleichen! Harem Adventures wurde genau wie die späteren Mobile-Umsetzungen der Sands-of-Time-Trilogie von der französischen Firma Gameloft entwickelt, allerdings mehrere Monate vor dem so empfundenen Comeback aus dem Hause Ubisoft, das ab November 2003 die Kritiker verzückte. Ubisoft hatte zu diesem Zeitpunkt die Rechte an der Marke längst inne und während man in Montreal fleißig an Sands of Time werkelte, lizenzierte man diese (augenscheinlich ohne allzu strenge künstlerische Auflagen) an Gameloft weiter. Harem Adventures ist somit ein hochoffizielles Ubisoft-Lizenzprodukt, worauf man noch vor Erscheinen des Titelbildschirms auch deutlich hingewiesen wird. Wie eng die Zusammenarbeit zwischen den beiden Firmen gewesen sein muss, erkennt man überdies am Artwork, mit dem Harem Adventures zumindest von einemgewissen Zeitpunkt an beworben wurde. Der Prinz ist dort im gleichen Look zu sehen, den die Character Artists von Ubisoft für Sands of Time entworfen hatten.

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Diese Nähe, von der schlussendlich auch die Mobile-Game-Nachfolger profitieren sollten, kam nicht von ungefähr. Das Unternehmen Gameloft wurde nämlich 1999 von Michel Guillemot gegründet – einer der zahlreichen Brüder des bekannteren Ubisoft-CEO Yves Guillemot und 1986 selbst Mitbegründer von Ubisoft. Die Zusammenarbeit zwischen Gameloft und Ubisoft gestaltete sich entsprechend eng und trug dazu bei, dass Gameloft in den 2000ern zu einem der bedeutendsten Mobile-Game-Entwickler überhaupt avancierte, der mit seinen Spielen durchaus auch qualitativ Maßstäbe zu setzen wusste (aber dazu später mehr).

Nokia oder Siemens? Hauptsache Java!

Seit Sands of Time ein großer Fan der Reihe und neugierig geworden ob des Titels, wollte ich Harem Adventures gern aus erster Hand erfahren. Da es auf dem universellen Java-Standard basiert, sollte es zudem noch nicht einmal allzu schwierig sein, das Spiel auf einem Computer anstelle eines vorsintflutlichen Mobiltelefons zum Laufen zu bekommen –zumindest in der Theorie. In der Praxis gestaltete sich das doch ein bisschen schwieriger und so wirklich zufrieden konnte ich mit dem Ergebnis nicht sein. Zunächst einmal existiert das Spiel in zahlreichen Versionen, womit unter anderem den unterschiedlichen Bildschirmauflösungen der verschiedenen Handytypen Rechnung getragen wird. Schlussendlich gelang es mir, eine der ansehnlicheren Versionen zum Laufen zu kriegen, die im Titelbildschirm auf das Jahr 2002 datiert ist – obwohl sich unter dem Menüpunkt „Choose Phone“ auch schon das Ende 2003 erschienene Nokia N-Gage auswählen lässt.

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Leider konnte ich dieser Version weder Musik noch Soundeffekte entlocken. Auch fror das Spiel ein, wann immer ich versuchte, das Fenster auf mehr als Briefmarkengröße zu ziehen. Ein weiteres Problem bestand darin, dass die Steuerung telefontypisch auf den Zahlentasten liegt, die auf meinem Laptop aber natürlich in Reihe angeordnet sind. Und als ob das nicht schon genug wäre, stürzte das Spiel samt FreeJ2ME-Emulator auch noch ab, wann immer ich versehentlich eine andere Taste betätigte. In solchen Situationen kam mir immerhin die automatische Speicherfunktion am Ende jedes Levels sehr gelegen.

Ich versuchte es noch mit zwei weiteren Versionen: Die eine schien technisch auf einem ähnlichen Niveau zu sein, war jedoch auf 2003 datiert und präsentierte auch schon das im selben Jahr eingeführte neue Ubisoft-Logo. In dieser Version erklang sogleich eine sehr atmosphärische orientalisch anmutende Melodie, gefolgt von einer weiteren mit Einblendung des Titelbildschirms. Leider ging es an diesem Punkt nicht weiter, egalwelche Taste ich drückte. Noch nicht einmal bis zum Titelbildschirm schaffte ich es in einertechnisch primitiveren Fassung: Die warebenfalls auf das Jahr 2003 datiert und spuckte ebenfalls (etwas schlichtere) Musik aus, war aber darüber hinaus nicht lauffähig.

Gar nicht ausprobieren konnte ich eine frühe Schwarz-Weiß-Fassung des Spiels, die etwa auf dem Siemens M55 lief. Diese Version musste außerdem noch ohne Kämpfe und mit nur drei entführten Frauen auskommen. Und damit zur erzählerischen Rahmung des Spiels…

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Softporn Adventure?

Schaut man sich nur einige Screenshots des Spiels an, so könnte man in Verbindung mit dem Schlagwort „Adventure“ zu der Annahme verleitet sein, dass wir es hier mit einem komplett anderen Take auf die Prince-of-Persia-Franchise zu tun bekommen könnten. Eine textlastige Dating-Sim möglicherweise? Eine Visual-Novel in der Art der Hentai-Games der 90er Jahre? Ich zumindest war überrascht, dass ich am Ende doch nur ein in weiten Teilen vollkommen konventionelles 2D-Prince-of-Persia vor mir hatte.

Doch wenn auch Gameloft den Prinzen nicht zum Leisure Suit Larry macht, so war die erzählerische Rahmung des Spiels doch allemal als Selling-Point gedacht, der nicht nur Jump-and-Run-Liebhaber, sondern auch Möchtegern-Casanovas ansprechen sollte.

Im Klartext: Des Sultans sieben Frauen wurden entführt! Dahinter steckt selbstverständlich auch in diesem Fall ein böser Wesir, denn wie wir (und ganz sicher auch alle Franzosen) seit René Goscinnys und Jean Tabarys „Isnogud“ wissen: Wesiren ist einfach nicht zu trauen. „Experiments on abstinence“ möchte der Fiesling in diesem Fall durchführen, was der Libido des Sultans ganz offensichtlich nicht bekommt: „The sultan’s real mad! He no longer knows how to express his desires.“

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Es ist deshalb die Aufgabe des Prinzen, bzw. die von uns, die sieben entführten Damen zurückzuholen, von denen jeweils eine am Ende jedes Levels auf uns wartet. Freudig erregt und vom jungen Prinzen ganz offensichtlich mehr angetan als von der Rückkehr in den Harem des Sultans, können sie es gar nicht erwarten, ihrem Retter zu „danken“. Über mehr als vage Andeutungen gehen die diesbezüglichen Textzeilen nicht hinaus, aber immerhin sind die zugehörigen Stand- bzw. Weibsbilder künstlerisch und gemessen an den Möglichkeiten der damaligen Zeit recht hübsch gepixelt und hätten anno 2002/2003 wohl durchaus gefallen können. Zur Einordnung: Wir sprechen von einer Zeit, als Handybesitzer Geld bezahlten, um monochrome Pixel-Busen als Handylogo einzurichten.

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Fun Fact: Wie weiter oben schon angedeutet, existieren zahlreiche Versionen des Spiels, darunter auch solche mit einer abgewandelten Storyline. In einer weniger polygamistischen Fassung des Spiels werden aus den sieben Frauen des Sultans kurzerhand seine sieben Töchter. Macht es mit der darin implizierten Austauschbarkeit irgendwie auch nicht besser, oder?In diesem Fall verfolgt der Wesir mit den Entführungen allerdings die Absicht, den Sultan zu erpressen undzur Aufgabe seines Reiches zu bewegen. Die Reaktionen der Entführten auf ihre Rettung durch den Prinzen unterscheiden sich ebenfalls und fallen sehr viel züchtiger aus (und noch nicht einmal immer positiv). Einen leider unvollständigen Eindruck vermittelt dieses Video.

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Doch auch für die „unzensierte“ Version gilt: Gerade aus Sicht des Jahres 2024 ist das Gebotene schon etwas unterwältigend. Gern würde ich behaupten können, dass die „erotische“ Rahmung –wenn schon nicht das Highlight – dann zumindest das hervorstechende Alleinstellungsmerkmal des Spiels sei, und dass sie irgendwie zum abstrusen Kuriosum taugen würde, über das man sich je nach persönlicher Veranlagung entweder beömmeln oder vielleicht sogar empören könnte. Aber das wäre eigentlich schon zu viel der Ehre.

Einschließlich des Wesirs im Intro enthält das Spiel genau acht Porträt-Bildchen, die zwar einigermaßen schön anzuschauen sind, aber mit ihren knappen und wenig expliziten Begleittexten auch schnell wieder vergessen. Zu meiner eigenen Überraschung musste ich deshalb feststellen, dass der unterhaltsamste Aspekt des Spiels das klassische Prince-of-Persia-Gameplay ist, das ich persönlich in Harem Adventures zum ersten Mal selbst erlebte und einem Mobiltelefon zu dieser Zeit und in dieser Qualität kaum zugetraut hätte. Wie schon 1989 auf demApple II muss der Prinz springen und klettern und der einen oder anderen Falle ausweichen. Bodenschalter wollen ausgemacht und betätigt werden, und hin und wieder werden Duelle mit dem Säbel ausgefochten. Laut den Steuerungshinweisen im Hauptmenü soll es sogar möglich sein, zu parieren und Konter zu vollziehen, allerdings gab ich es schnell auf, diese Techniken zu meistern, da ihre Anwendung niemals wirklich notwendig war. Konsequentes Button-Mashing genügte vollkommen.

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Ziffernblock und Spielspaßkurven

Den Spielern werden sieben Levels geboten, von denen das erste in wenigen Sekunden absolviert werden kann, sobald man sich an die Steuerung erst einmal gewöhnt hat. Warum die in meinem Fall sogar noch etwas hakeliger war, alssie auf einem echten Handy gewesen wäre, erklärte ich weiter oben ja schon. Schlussendlich lief es darauf hinaus, dass ich den Prinzen mit der Taste 4 nach links und mit der Taste 6 nach rechts bewegte, und mit der Taste 5 sprang. Höher gelegene Absätze erklimmt der Prinz nach einem entsprechend positionierten Sprung automatisch. Mit der Taste 7 ließ ich den Prinzen sein Schwert ziehen und zuschlagen. Die Taste 8 diente unter anderem dazu, den Kampfmodus wieder zu verlassen. Mit etwas Übung funktionierte dieses Kontrollschema dann sogar auf meinem Laptop ganz gut, sieht man von einer gewissen allgemeinen Schwerfälligkeit einmal ab.

Level 2 wirkt dann schon ein gutes Stück vollwertiger, und generell legen die Levels sowohl in Sachen Umfang als auch in Sachen Anspruch im Spielverlauf deutlich zu. Spätestens das siebte und letzte Level ist dann tatsächlich überraschend ausgedehnt und in Kombination mit der (nach wie vor nicht superflüssigen) Steuerung recht knifflig. Spätestens jetzt gilt es auch, gerade in den Kämpfen die Energieleiste im Auge zu behalten, die damit endlich eine Daseinsberechtigung erhält. Die Umgebungsfallen haben nämlich ohnehin das sofortige Ableben des Prinzen zur Folge.

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Für meinen ersten Spieldurchlauf brauchte ich insgesamt etwas weniger als eine Stunde; den zweiten schaffte ich dann schon in der Hälfte der Zeit. Ohnehin ist die Lernkurve eine sehr angenehme und irgendwann ging die Bewegung durch die Labyrinthe ungeachtet aller Widrigkeiten tatsächlich so gut von der Hand, dass es richtig Spaß machte. Hätte ich Harem Adventures auf einem echten Handy drauf, dann würde ich wohl hin und wieder eine Runde wagen und versuchen, meine bisherige Bestzeit noch zu toppen. Das ist aber leider auch der einzige Anreiz, das Spiel nach einem erfolgreichen Durchlauf erneut in die Hand zu nehmen.

Bei alledem sieht Harem Adventures gemessen an den Maßstäben der Früh-2000er auch noch gut aus. Der Look der Levels wirkt tatsächlich irgendwie zeitlos und sinnvollerweise deutlich farbenfroher als in den eher graudominierten Originalen. Dabei lassen diverse kleine Details und durch die Fenster einfallendes Mondlicht sogar so etwas wie Atmosphäre aufkommen. Schade, dass ich infolge der technischen Inkompatibilitäten die Soundeffekte nicht hören konnte, die zur Stimmung möglicherweise noch beigetragen hätten.

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Persische Schönheiten warten auf deinen Download

Hinter der audio-visuellen Qualität seiner Mobile-Game-Nachfolger bleibt Harem Adventures indes weit zurück, was nicht zuletzt daran liegt, dass sich von der Einführung der ersten Java-Mobiltelefone (2002) bis zur Portierung der Unreal-Engine auf das iPhone (2010) die Gaming-Fähigkeiten der Geräte mit einer Geschwindigkeit entwickelten, die wie eine Zeitraffer-Version der vorausgegangenen Jahrzehnte der Spielegeschichte wirkte. Bereits die Mobile-Version von The Sands of Time sah deshalb deutlich besser aus, und spätestens die Adaption von Warrior Within kommt im Vergleich zu Harem Adventures einem Generationensprung von der 8- zur 16-Bit-Ära gleich.

Doch auch spielerisch konnten die Gameloft’schen Takes auf die Sands-of-Time-Trilogie auf eine Weise überzeugen, die Ubisofts 3D-Prinzen wertungstechnisch in nichts nachstand. So hatte etwaLevi Buchanan von IGN bereits für die Mobile-Fassung von The Sands of Time dicke 9.5 Punkte übrig und ließ verlauten: „Gameloft is managing to do what Ubi Soft pulled off last fall: cemented itself as one of thebest games publishers in thebusiness. […] if you’re buying a new cellphone, make sure itplays this game.“ (Harem Adventures hatte ein Jahr zuvor immerhin auch schon eine 8.5 erhalten, begleitet vom Ratschlag: „Download this slick port to see just how good a cell game canbe when be [sic] developer actually cares.“)

Dem Warrior Within spendierte derselbe Redakteur wenige Monate später sogar eine 9.6 und nennt es das vermutlich beste Mobile-Game des Jahres 2004. The Two Thrones musste im Jahr darauf mit einer 8.0 Vorlieb nehmen, weil sich die Action zu oft nach Autopilot anfühlte, wurde aber immer noch mit viel Lob bedacht.

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So scheint es also, dass man sich hüten sollte, sämtlichen vermeintlich simplen „Handyspielchen“ der Prä-Smartphone-Ära mit Geringschätzung zu begegnen. Gamelofts Sands-of-Time-Trilogie ist ein exzeptioneller Teil der Mobile-Game-Frühgeschichte und möglicherweise wäre es an der Zeit zu argumentieren, dass die Prince-of-Persia-Reihe die Digitalspiel-Geschichte nicht zwei-, sondern sogar dreimal revolutionierte. Gemessen an den Mobilspiel-Standards der Früh-2000er lieferte Gameloft AAA-Ware, in deren Glanz auch die Harem Adventures sogleich alt und staubig wirkten.

Einen ersten netten Vorgeschmack auf das, was dereinst noch kommen sollte, bot das Mobil-Debüt des Prinzen aber allemal und markierte zudem auch personell den Beginn einer gewissen Kontinuität: Den Nachnamen in den Credits nach zu urteilen, zeichnete für Harem Adventures Gamelofts schon im Jahr 2000 etablierte Bukarest-Dependance hauptverantwortlich. Bei den Adaptionen der Sands-of-Time-Trilogie spielten dann zusätzlich die Studios in Südostasien eine Rolle. Sowohl der als Game-Designer gecreditete Dan Teodorescu als auch der Producer Philippe Laurens wirkten nach Harem Adventures an weiteren mobilen Prinzenabenteuern mit. Ob diese Kontinuität womöglich auch den idiosynkratischen Erotikfaktor der Gameloft-Gewächse erklärt?

„Sexy Harem-Girls“ Return!

Harem Adventures ist nämlich mitnichten das einzige Abenteuer, auf dem der Prinz die Gunst einer ganzen Reihe von Frauen empfängt! Dabei gab sich der Prinz in der Gameloft-Adaption von The Sands of Time zunächst ähnlich unschuldig wie im gleichnamigen Heimkonsolen-Abenteuer, das bekanntlich eine der schönsten Liebesgeschichten der Spielegeschichte erzählt. Bekannt ist aber auch, dass Ubisoft mit Warrior Within eine weniger märchenhafte Richtung einschlug und die Extraportionen Blut und Gewalt augenscheinlich beim teuren Stoff der Frauenkleider wieder einsparen musste. Auf diesen Zug sprang dann auch Gameloft eilig wieder auf und schob selbst noch ein paar Kohlen in den Kessel, wie die folgenden Screenshots belegen.

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Und während sich das nachfolgende The Two Thrones auf den Heimkonsolen an einer Synthese der Stile von The Sands of Time und Warrior Within versuchte, drehte Gameloft für das Mobilspiel-Publikum den Sexfaktor noch höher: Ein erweiterter weiblicher Cast zeichnete sich abermals durch Hilfsbedürftigkeit und den Verzicht auf unnötige Verhüllungen aus, und brachte dem Prinzen ein Interesse entgegen, wie er es seit Harem Adventures nicht mehr erfahren hatte. Gut möglich, dass in der Zwischenzeit auch die God-of-War-Reihe ihre Spurenhinterlassen hatte, die bis zum lust- und frauenfeindlichen God of War: Ascension nicht ohne eine obligatorische Sexszene auskommen sollte.

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So viel knisternde Erotik konnte die männlich dominierte Spielepresse nicht länger unkommentiert lassen: „These new princesses that appear in between levels look pretty racy“, observierte Lawrence Wong von Game-Over.com. Auch IGNs Prinzenbeauftragter Levi Buchanan merkte an: „Gameloft even infused a little cheesecake in The Two Thrones, with the Prince saving some mighty fair maidens.“ In Deutschland notierte Christoph Baumeister von AirGamer.com: „Auch die süßen Harem-Girls an jedem Levelende sind ein echter Augenschmaus.“ Daneben ein Screenshot mit der Bildunterschrift: „Da freut sich auch der kleine Prinz…“

Mehr Sinnlichkeit wagen!

Nun kann man natürlich dieses gesamte soft-erotische Beiwerk –im mobilen The Two Thrones genauso wie in Harem Adventures –mit Fug und Recht auch plump und billig finden, pubertär und sexistisch. Doch ist es auch Ausdruck eines verführerischen Orientalismus, der die Reihe seit jeher kennzeichnete –ja auszeichnete – und damit einer exotisierenden Sinnlichkeit, die sich keineswegs nur auf die fleischlichen Reize schöner Frauen beschränkten müsste.

Dem antiseptischen jüngsten Spross der Reihe –The Lost Crown –geht diese orientalistische Sinnlichkeit leider in Gänze ab –und damit in meinem Fall auch das letzte triftige Argument, mich für den Prinzen ins ungeliebte Metroidvania-Format vorzuwagen. Da mache ich lieber die Prinzenrolle rückwärtsund schau mir, inspiriert von Harem Adventures, endlich einmal das Original und sein direktes Sequel an –und vielleicht, so der Java-Emulator es will, die mobilen Adaptionen der Zeitsand-Trilogie. Ob wir es wohl irgendwann erleben, dass auch alte Mobile-Games einen Re-Release im Rahmen einer Compilation erfahren? Es wäre diesem vergessenen Teil der Games-Historie auf jeden Fall zu wünschen. [sk]

Prince of Persia: Harem Adventures
Gameloft (Bucharest?) 2002/2003
diverse Handymodelle
Game Designer: Dan Teodorescu
Art Director: Arthur Hugot
Producer: Philippe Laurens

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